Transalp 2011
Ein Bericht von Jörg Stommel!
Eine lange Tradition von Spinning Weelz wurde duch die Teilnahme an der Transalp 2011 fortgesetzt!
Die längste Veranstaltung mit 675,84 km und 21439 Hm wartete auf die Teilnehmer der Craft-Bike-Transalp-2011 by Nissan.
Insgesamt 8 Etappen wurden erstellt, die uns von Mittenwald nach Riva del Garda führen sollten.
Nach einer intensiven Vorbereitung mit allerdings wenig Höhenmetern ging ein gemischtes Team aus je einem Fahrer von SEBA-MED und SPINNIG WEELZ erwartungsvoll an den Start in Mittenwald.
Die 1. Etappe sollte uns von Mittenwald nach Weerberg führen, auf der 95 km und 2336Hm auf dem Programm standen. Zum Einrollen eine traumhafte Etappe die uns durch das Karwendelgebirge führte.
Mit der Hochsattelalm und dem Pfitscherjoch standen zwei Pässe auf dem Programm. Nach neutalisierten Start ging es sofort ins eingemachte. Das Feld zog sich nach der ersten Steigung in Scharnitz bereits deutlich auseinander und es wurde in kleinen Gruppen gefahren die über die Hochsattelalm und das Plumjoch fuhren. Bei bestem Radwetter war reichlich Gelegenheit die traumhafte Kulisse des Karwendel zu erleben. Die Abfahrt vom Plumjoch stellte uns erstmals auf die Probe. Die steile und rasende Abfahrt auf tiefen Schotter erforderte größte Konzentration.
Anschließend ging es am Achensee mit seinem Türkisen Wasser vorbei ins Inntal. Auf Radwegen ging es bis zum Aufstieg nach Weerberg, der mit 400 Hm nochmal die Waden strapazierte.
Nach Erreichen des Zieles war wie bei jeder folgenden Etappe für reichlich Energie Nachschub gesorgt.
Nun begann das Organisieren. Aufbauen der Schlafgelegenheit im Camp, die Pflege des Rades, suchen der Duschen und Sanitäranlagen, trocknen der Radsachen, wo ist das Park Ferme und das Wichtigste, wo gibt es die Pasta-Party und Siegerehrung. In den Nächsten Tagen sollte sich so etwas wie eine Routine einstellen.
Nach der Pasta-Party und der Siegerehrung wurde die folgende Etappe mit ihrem Streckenprofil und ihren Schwerpunkten dargestellt.
Ein kurzer Spaziergang durch Weerberg beendete diesen Tag und ich ging zufrieden in meinen Schlafsack.
Für Langschläfer ist die Transalp nichts. 5.45 Uhr klingelte der Wecker und die erste Nacht war beendet. Nun ging es wieder ans Organisieren. Camp abbauen, Tasche abgeben, Frühstücken, Rennklamotten anziehen, Rad holen und den richtigen Startblock finden und registrieren lassen.
Geschafft!!!
Der zweite Tag führte von Weerberg nach Mayerhofen über 68 km und 2911Hm.
Wir etablierten uns im Startblock B, den wir bis nach Riva del Garda halten sollten.
Heute ging es ohne Warmrollphase in einen Anstieg der 1400 Hm hatte. Hier war Fingerspitzengefühl gefragt. Einige Teams ließen es richtig knallen, sollten aber dafür bestraft werden. Ihr hohes Tempo ließ ihnen die Beine platzen und sie verloren viel Zeit ehe sie sich erholten. Über Asphalt und Schotter ging es über Innerst und die Nonsalm hinauf zum Geiseljoch mit 2293 m. Ein traumhafter Blick über die Tuxer Alpen entschädigte für die Strapazen. Mit traumhaften Trailpassagen zwischen Weidener Hütte und der Wanglalm ging es in rasender Abfahrt auf Asphalt nach Mayerhofen.
Im Camp erwartete uns die wohl härteste Prüfung der Transalp. Untergebracht in einer kleinen Sporthalle mit zwei Duschen, die kaltes Wasser hatten und nur mit Hilfe eines Wassertanzes Wasser gaben war die Laune etwas angespannt. Die Krönung des ganzen war das es nur ein WC für alle Camp schläfer gab. Man kann sich denken was für eine Note in der Luft lag.
Der dritte Tag von Mayerhofen nach Brixen mit 94 km und 2154 Hm führte uns über den Alpenhauptkamm und das Pfitscherjoch.
Bei Dauerregen ging es an einen der längsten Anstiege der Transalp „ 31 km lang und 1600 Hm Nonstop“.
Nach einer langen Passage auf Asphalt bis zum Schlegeisspeicher gab es hier die erste Verpflegungsstation des Tages. Es hieß alle Speicher auffüllen den es warteten auf dem Pfitscherjoch eine geschlossene Schneedecke und 2 Grad auf uns. Ab nun galt es das Rad über lange Teile des Aufstieges zu tragen. Wind, Schnee und Regen hatten die noch vor zwei Jahren befahrbare Strecke in ein Geröllfeld verwandelt in dem man seinen Weg suchen musste. Mehrere Bachläufe hatten sich durch den starken Regen gebildet und nasse Füße waren die Folge. Das machte keine guten Aussichten bei den Temperaturen und der langen folgenden Abfahrt. Auf dem Pass schnell die Regenhose und Regenjacke übergeworfen ging es rasend nach St. Jacob im Pfitsch.
Das Tacho zeigte schnell 80 km/h und die Hände froren ein. Man musste nachsehen ob die Finger auch wirklich an der Bremse sind um bremsbereit zu sein. Im Tal angekommen zog sich der Weg über aufgeweichte Feldwege, auf denen der Schlamm nur so auf uns prasselte. Fahrer und Material wurden auf das härteste getestet. Mit geschätzten 3 Kilo Alpenschlamm fuhren wir weiter parallel der Brennerautobahn. Super schnelle Radwege mit unzähligen kurzen steilen Anstiegen kosteten viel Kraft. Auf den letzten Kilometern die Fahrtechnisch sehr anspruchsvoll waren fuhren wir an einem Team vorbei die ihr gebrochenes Carbonrad schulterten. Im Ziel erfuhren wir, das 3 Kilometer vor dem Ziel in einer scharfen Rechtskurve der Rahmen am Ober und Unterrohr nahe dem Steuersatz gebrochen war. Zum Glück hatte es während der Abfahrt aufgehört zu regnen und so konnten wir bei immer besser werdenden Wetter auf dem Marktplatz in Brixen einfahren. Aufs neue hieß es Radpflege, Camp, Nudelparty.
Die Königsetappe“ Brixen- St. Vigil“ 72 km und 3524 Hm
Mit Spannung erwarteten wir den Startschuss. Heute würde sich zeigen ob man die ersten Tage zu schnell gefahren war. Es ging zur Plose, dem Schigebiet von Brixen entgegen. 1500 Hm Straße und Waldautobahn machten diesen Anstieg zur Geduldsprobe. Erst jetzt begann die eigentliche Strecke. Trail, Wiesenwege und enge rasende Abfahrten aus Asphalt und Schotter ließen das Herz höher schlagen. Vorbei am mächtigen Peitlerkogel und den Geislerspitzen ging es zum Würzjoch.
Halbzeit der Strecke und der Höhenmeter.
Zur Königsetappe gesellte sich auch noch Königswetter hinzu und so machten die folgenden Kilometer vom Würzjoch bis Welschellen umso mehr Spaß.
Bis Zwischenwasser konnte man sich von der Anspruchsvollen Abfahrt erholen und das war auch nötig, da 1000 Hm vor uns lagen. Die Strecke führte an einem Hang entlang. Im Wald gelegen und kurvenreich schlängelte sich der Weg die nächsten Kilometer bis zur Verpflegungsstelle. Hier konnte man es richtig krachen lassen, dicken Gang und ab. Es fuhr sich wie im Brisetal bei Birkenwerder.
Nach der Verpflegungsstelle ging es auf Asphalt bergauf. Der Hang stand in der Sonne und die saugte die Beine schnell leer. Aber jetzt kommt’s, ein Traumtrail bergauf. Technisch sehr anspruchsvoll durch grobe Steine, schmale Ideallinie und enge Kurven. Das war genau nach meinem Geschmack. Wer das Roadbook genau gelesen (ich nicht) hat wusste das es hier 450 Hm hoch ging. Nach jeder Kurve meinte man den Pass erreicht zu haben, weit gefehlt. Auf der Forcella da Cians angekommen musste ich auf meinen Partner 10 min warten, denn der Großteil der Fahrer wurde zu Läufern und schob ihre Räder. Das war der geilste Uphill der Tour.
Jetzt ging es rasend bergab. Leider nicht so anspruchsvoll wie der Aufstieg zuvor. Waldautobahn in Perfektion. Schotter gepresst und gewalzt, besser als so manche Berliner Hauptstraße.
Im Ziel angekommen gab es leckere Nektarinen und Pasta.
Fünfter Tag St. Vigil- Alleghe, 73 Km 2613 Hm
Wer meinte dass die Transalp im Sommer stattfand hat nicht ganz unrecht, nur der Wettergott nicht. Dauerregen und 8 Grad am Start ließen herbstliche Gefühle aufkommen. Das sollte sich den ganzen Tag nicht ändern. Es ging die ersten Kilometer auf der Straße Richtung Pederü Hütte. Das Wasser bahnte sich seinen Weg. Oben rein und unten aus den Klamotten wieder raus. Panorama gleich Null. Regenwolken und Nebel so weit das Auge reicht. Endlich Schotter. Nun ging es zur Sagenumwobenen Fanes Hütte. Der Regen und die Temperaturen drückten aufs Gemüt. Auf dem Limjoch angekommen war die Devise, alles Anpellen was geht. Es stand eine Traumabfahrt bevor. Grober Schotter bis Cortina. Die Abfahrt war die Hölle. Taube Hände, feste Beine, keine Überholmöglichkeiten, viele Stürze und schlechte Sicht wegen beschlagener und verschlammter Brille. In Cortina ging es Richtung Refugio Averau. Es schüttete immer noch wie aus Kübeln. Und dann der Schock. Abbruch der Etappe. Am Refugio Averau 10 cm Neuschnee, -2 Grad und Nebel. An der zweiten Verpflegungsstelle wurde die Zeit genommen. Ende des Rennen, aber es warteten trotzdem noch 35 km auf die Fahrer. Über die Straße ging es nach Alleghe. 1200 Hm auf der Straße bergab. Durchnässt kein Spaß. In Alleghe angekommen ging das Drama des Tages weiter. Das Camp 6 Km entfernt , mit Shuttebus erreichbar und das Parc-fermé in einem andern Ort(Weltklasse). Nudelparty dann wieder in Alleghe. Ich entschied mich mit dem Rad ins Camp zu fahren. Die beste Entscheidung. Als erster im Camp, kein anstehen an der Dusche und Zeit das Rad zu Pflegen. Meine Klamotten sind bis abends sogar noch trocken geworden weil sich die Sonne doch noch einmal entschieden hat sich zu zeigen.
Sechster Tag Alleghe-San Martino di Castrozza, 73 Km, 3147 Hm
Meiner Meinung nach die eigentliche Königsetappe. Das Profil zeigte unzählige Anstiege die zwischen 150Hm und 600 Hm hatten. Man verlor den Überblick wo man sich befand und wie viele Anstiege noch folgten. In den kurzen Abfahrten, die es in sich hatten, blieb keine Zeit zur Erholung und so war die gesamte Etappe ein brutales Intervalltraining. Der starke Regen des letzten Tages verwandelte fahrbare Streckenabschnitte in unbefahrbare Schmierbahnen. Bei besten Wetter schoben wir allzu oft die Räder durch den Schlamm. Mein Partner hatte sich entschieden in einer super Abfahrt eine Abkürzung zu nehmen und flog in einer Kurve gerade aus und segelte ca. 5 m durch die Luft. Zum Glück Almwiese ohne Steine. Nach einer unsanften Landung erst mal testen ob alle Knochen heil sind. Zum Glück ist er selbst Arzt und stellte keine groben Verletzungen fest außer Abschürfungen, Prellungen und einem blauen Auge.
Das große Problem war das Rad. Doppelter Kettenriss und ein Zerstörter Shifter .
Das hieß Singelspeed ab Km 25. Es warteten noch ca. 1800 Hm auf uns. So habe ich als Zugtier gedient. Bergauf und Bergab. Nach jeder Kurve anschieben Schwung geben. An diesem Tag habe ich nicht viel von dem Panorama gesehen. Mein Blick war nur auf der Ideallinie gerichtet um die Kraft optimal auf die Strecke zu bringen. Im Ziel angekommen blieb diesmal wenig Zeit um die Gegend zu Genießen. Ab unter die Dusche, Rad putzen, Essen und ab ins Bett.
Vorletzter Tag San Martino di Castrozza- Trento, 122Km, 2433 Hm
Nach einer guten Nacht ging ich gut erholt an den Start. Die längste Etappe wartete auf die Fahrer.
Bei bestem Wetter ging es nach dem Start zum Einrollen eine ca. 2% ige Steigung hinauf zumMalga Tognalo. Eine Strecke zum rasen. Kette rechts und ab. Nach dem Pass kam eine angekündigte Schiebepassage. Mit Wanderschuhen und Wanderstöcken ganz nett aber mit dem Rad auf dem Rücken eher was zum Knochen brechen. Nach der ersten VP kam der einzige Berg des Tages. 1300 Hm teil Asphalt und Waldautobahn. Mein Partner war noch etwas mitgenommen vom Vortag und so unterstützte ich wo ich konnte. Perfektes Wetter, perfektes Panorama und eine wohl einzigartige Abfahrt ins Tal. 1600 Hm Bergab auf 25 km. Viel Asphalt und Steil. Mit Ortskenntnis hätte man des öfteren die 100 Km/h grenze durchbrechen können. 300 m über dem Meeresspiegel, im Etschtat, war plötzlich Hochsommer. 30 Grad lies den Schweiß nur so laufen. Nun waren noch 60 Kilometer zu fahren. Flach und glatt auf Radwegen ging es gen Trento. Eine Zeitfahrstrecke. Das Tacho zeigte ab nun mindestens 30 km/h. Ein kleiner Hügel trennte uns noch von Trento. 300 Hm auf Schotter brachten uns aus dem Geschwindigkeitsrausch und forderten noch einmal alle Kräfte. Der Rest war Schaulaufen. Ziel war schon kurz vor Trento und so konnten wir die Altstadt in vollen Zügen geniessen.
Im Ziel angekommen gab es Melone Parmaschinken und Käse, perfekt.
Achte und letzte Etappe, Trento- Riva, 75km, 2162 hm
Wie sollte es auch anders sein, Regen zum Start. Bei vielen war entspannte Stimmung und so ging es auch los. Wir fuhren trotz alle dem zügig am Feld vorbei, was die richtige Entscheidung war. Nach 4 km plötzlich Stillstand am Berg. Keiner Wusste warum. Grund war, dass die Strecke von der breiten Straße ab in einen kleinen Stichweg führte. Wir mussten ca. 1 min. warten da lief es wieder. Im Ziel habe ich von 15 min Wartezeit gehört. Die Strecke ging jetzt sehr steil bergauf zum Monte Bondone. Das Wetter wurde besser und die Strecke war sehr abwechslungsreich. So hätte ich mir die gesamte Transalp vorgestellt. Alles dabei, vor allem schöne verblockte Trails und super knifflige Anstiege die noch einmal alle Fahrtechnik abforderten. An Türkisfarbenen Seen vorbei ging es Richtung Riva. Von Ranzo gab es noch einmal eine Abfahrt aus Beton, Schotter und Felsen. Brutal steil mit Quer verlaufenden Rinnen die mit fast den Lenker aus der Hand geschlagen haben. Der Rest ist schnell erzählt, Radweg und Straße bis vor das Kongresszentrum. Ein komisches Gefühl kam in mir auf. Schön im Ziel zu sein, toll geschafft, aber war das alles. Warum geht es morgen nicht weiter, schade? Aber jetzt erst mal ein kühles Bier und ab in den Gardasee. Beides hat gezischt.
Fazit: jeder Zeit wieder gerne